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SDGs: Ein Kompass für nachhaltige Entwicklung oder Greenwashing?

Autor:in Nicole Feger

Datum: 2022-08-31

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Eine Welt ohne Armut, Frieden und Wohlstand überall, Bildung für alle, Geschlechtergleichheit und die Rettung unseres Planeten durch nachhaltiges Wirtschaften, das nicht an finanziellem Wachstum einbüßt. Und das alles bis 2030, sprich in nicht mal mehr acht Jahren. Zu 17 dieser ambitionierten Ziele haben sich die Mitgliedstaaten der UN im Jahre 2015 verpflichtet, den sogenannten Sustainable Development Goals, kurz SGDs.

Was sind die SDGs?

Die Abkürzung SDG steht für Sustainable Development Goals und fasst 17 globale Ziele für nachhaltige Entwicklung zusammen. Im Rahmen der Agenda 2030 haben sich diesen im Jahre 2015 die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen verpflichtet. Die Agenda beschreibt einen Fahrplan für die Zukunft für Mensch und Umwelt und umfasst daher im Sinne des Nachhaltigkeitsdreiecks gleichermaßen ökonomische, ökologisch und soziale Aspekte. Doch die SDGs richten sich an alle: Regierungen weltweit, Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft, sowie die Wissenschaf [1]. Angelehnt an fünf Leitthemen (Menschen, Erde, Wohlstand, Frieden und Partnerschaften) wurden neben den 17 Ziele 169 Unterziele beschlossen. Einige davon richten sich ebenfalls direkt an Unternehmen [2].

Die 17 SDGs im Überblick

  • Ziel 1: Armut in jeder Form und überall beenden

  • Ziel 2: Ernährung weltweit sichern

  • Ziel 3: Gesundheit und Wohlergehen

  • Ziel 4: Hochwertige Bildung weltweit

  • Ziel 5: Gleichstellung von Frauen und Männern

  • Ziel 6: Ausreichend Wasser in bester Qualität

  • Ziel 7: Bezahlbare und saubere Energie

  • Ziel 8: Nachhaltig wirtschaften als Chance für alle

  • Ziel 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur

  • Ziel 10: Weniger Ungleichheiten

  • Ziel 11: Nachhaltige Städte und Gemeinden

  • Ziel 12: Nachhaltig produzieren und konsumieren

  • Ziel 13: Weltweit Klimaschutz umsetzen

  • Ziel 14: Leben unter Wasser schützen

  • Ziel 15: Leben an Land

  • Ziel 16: Starke und transparente Institutionen fördern

  • Ziel 17: Globale Partnerschaft [3]

Die Bedeutung der SDGs für Unternehmen

Auch für Unternehmen können die SDGs als Orientierungshilfe fungieren, denn sie zeigen auf, welche Erwartungen Stakeholder – und darunter besonders die Politik - an nachhaltiges Wirtschaften haben. Dabei helfen, das unternehmerische Handeln basierend auf den 17 Nachhaltigkeitszielen aufzubauen, soll der SDG Compass. Dieser Leitfaden besteht aus fünf Schritten:

  • Die SDGs verstehen: Unternehmen bekommen im ersten Kapitel Hintergrundinformationen über die SDGs sowie unternehmerische Verantwortung.

  • Priorisierung: Entlang der Wertschöpfungskette werden Auswirkungen identifiziert und darauf basierend Prioritäten gesetzt. Da nicht alle der 17 Ziele zu jedem Unternehmen passen, soll hier aufgrund von Daten ausgewertet werden, welche der Ziele für das Unternehmen am meisten Bedeutung bzw. in welchen Bereichen sie im Rahmen des Geschäftsmodells den größten Einfluss haben.

  • Ziele setzten: Der Umfang der Ziele sowie entsprechende KPIs müssen definiert werden. Dabei sollten die Ziele spezifisch, messbar und zeitlich begrenzt formuliert werden. In diesem Schritt ist es wichtig, dass die Ziele ebenfalls veröffentlicht werden.

  • Integration: Die Nachhaltigkeitsziele sollen im gesamten Unternehmen verankert werden. Dabei werden alle Funktionsbereiche eingeschlossen. Um dies umzusetzen, müssen für sämtliche Prozesse Unterziele definiert werden; so zum Beispiel für Lieferketten oder Partnerschaften.

  • Bericht erstatten und Fortschritte: Fortschritte sollen kommuniziert werden, und zwar regelmäßig und ausführlich, sodass diese klar nachvollziehbar sind [4].

Viele Unternehmen nutzen die SDGs mittlerweile als Reporting Tool. So beschreibt zum Beispiel die Lufthansa auf ihrer Webseite, auf welche der Ziele sie sich konzentrieren möchte. Bei einigen Beschreibungen der Ziele fehlen jedoch konkrete Details [5]. Und Lufthansa ist dabei nicht das einzige Unternehmen, das sich dicht an der Grenze zum Greenwashing aufhält: laut einer PwC Studie erwähnen 72% der Unternehmen die Sustainable Development Goals in ihrer Berichterstattung. Jedoch fehlt es häufig an konkreten Maßnahmen, um die Ziele auch tatsächlich bis 2030 zu erreichen. Nur 8% der untersuchten Unternehmen gehen auf spezifische Unterziele ein und nennen dabei quantitative Maßnahmen, um ihren Fortschritt zu belegen [6].

Kritik an den SDGs

Obwohl es einen ausführlichen Kompass gibt, der Unternehmen zu einer strategischen Integration der Nachhaltigkeitsziele anleiten soll, ist dies leider keine Garantie zur korrekten Umsetzung. Da die SDGs weder rechtlich bindend sind, noch deren Erreichung von einer unabhängigen Organisation kontrolliert werden, bieten sie leider viel Raum für Greenwashing und Halbwahrheiten. Konsument:innen sollten sich deshalb genauer damit auseinandersetzen, inwiefern Unternehmung an der Erreichung der selbstgesetzten Nachhaltigkeitszielen arbeiten und vor allem auch wie diese gemessen werden.

Auch in der Politik brachten die 17 Ziele bisher nicht so viel Wandel wie erhofft. Noch 2019 war keins der „verpflichteten“ Länder auf dem Weg, alle Ziele bis 2030 zu erreichen [7]. Ein entscheidendes Problem dahinter könnte sein, dass sich die Ziele teilweise gegenseitig widersprechen. Oftmals ist es schwer wirtschaftliche Produktivität mit Umweltschutz zu vereinen. Allgemein sind die Ziele sehr ambitioniert. Die Ergebnisse sind am Ende eher eine eigene Interpretation der Ziele statt wahrer Fortschritt – sowohl in der Politik, als auch in der Wirtschaft [8].

Auch Unternehmen können dazu beitragen, das Ruder noch herumzureißen, indem sie die SGDs nicht nur als Kommunikationstool missbrauchen, sondern deren Umsetzung strategisch angehen und messbare Ziele implementieren – immerhin gibt es dafür extra einen kostenlosen Leitfaden. Denn richtig angewandt bieten die 17 Ziele eine tolle Orientierung für Unternehmen, wie auch die Wirtschaft nachhaltiger gestaltet werden kann.

Sind dir schon mal Unternehmen aufgefallen, welche die SDGs für Greenwashing missbrauchen? Dann teile doch dein Wissen bzw. deine Meinung mit der overlook Community und gib eine entsprechende Bewertung zum Thema Glaubwürdigkeit ab. Um Fälle besser zu erkennen, kannst du dich in unseren Blogbeiträgen zum Thema Green- und Bluewashing informieren. Natürlich kannst du auch Unternehmen positiv bewerten, welche sich deiner Meinung nach besonders gut an den 17 Zielen orientieren, in dem sie Ziele messbar gestalten und im gesamten Unternehmen aktiv umsetzten.

Lass uns gemeinsam Transparenz schaffen!

[1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-232174

[2] https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/abgeschlossene-projekte/verantwortungsvolles-unternehmertum-und-soziale-innovationen/projektnachrichten/warum-sdgs-fuer-unternehmen-wichtig-sind

[3] https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/nachhaltigkeitspolitik/nachhaltigkeitsziele-verstaendlich-erklaert-2321744

[4] https://www.globalcompact.de/themen/sustainable-development-goals/sdg-compass

[5] https://www.lufthansagroup.com/de/verantwortung/corporate-responsibility/sustainable-development-goals.html

[6] https://www.pwc.de/de/nachhaltigkeit/strategien-fur-eine-bessere-welt.html

[7] https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2019/juni/viele-worte-wenig-taten-un-nachhaltigkeitsziele-koennten-scheitern

[8] https://www.focus.de/wissen/klima/agenda-2030-klima-tierschutz-nachhaltigkeit-studie-offenbart-den-grossen-un-selbstbetrug_id_107977699.html

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